Aktuell:
Stellungnahme der DVG-Fachgruppe "Krankheiten kleiner Wiederkäuer"
zu Angriffen auf Schafe und Ziegen durch Einzelwölfe und Wolfsrudel

12.06.2019

Die Tierärztinnen und Tierärzte der Fachgruppe Krankheiten der Kleinen Wiederkäuer der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft (DVG) sind besorgt über die Zunahme der Angriffe auf Schafe und Ziegen durch Einzelwölfe und Wolfsrudel.

Die Weidetierhaltung entspricht den gesellschaftlichen und gesetzlichen Ansprüchen an eine tiergerechte Haltung und Tierwohl und leistet einen unverzichtbaren Beitrag zu Landschaftspflege, Naturschutz und Biodiversität. Jedoch häufen sich inzwischen die Übergriffe auch auf Herden, die sowohl durch geeignete, den Vorschriften entsprechende Zäune als auch zusätzlich durch Herdenschutzhunde geschützt werden. Dabei kommt es nicht nur zu Tötungen (Rissen) sondern auch immer wieder zu schwerwiegenden und lebensbedrohlichen Verletzungen und somit zu Schäden und intensivem Leiden von Schafen und Ziegen. Der Anblick der Herde nach einem Wolfsangriff ist sowohl für die Tierhalter und ihre Familien als auch die betreuenden Tierärztinnen und Tierärzte eine traumatische Erfahrung. Aufgrund der Wolfsangriffe ist die Herde häufig so nachhaltig gestört, dass auch ein normales Zug- und Hüteverhalten nicht mehr gewährleistet ist.

Das Tierschutzgesetz (§1) betont die Verantwortung des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf und dies muss auch für Nutztiere gelten. Herdenschutzmaßnahmen sind eine kontinuierliche Tätigkeit, die unabhängig davon durchgeführt werden muss, ob eine konkrete Bedrohung durch Wölfe besteht oder aktuell eher gering ist. Diese Maßnahmen stellen eine erhebliche zusätzliche Belastung für die Schafhalter dar. Eine Entschädigung für diese permanente Zusatzleistung ist derzeit nicht vorgesehen. Daher fordern wir die Gesellschaft und die Entscheidungsträger in Politik und Verwaltung auf, die Rahmenbedingungen zu schaffen und Maßnahmen zu ergreifen um den Schutz für Schafe und Ziegen umgehend zu verstärken und gemeinsam mit den Tierhaltern die Bedrohungen für die Tiere unverzüglich zu senken. Darüber hinaus sollten mittel- und langfristige Lösungen für den Erhalt der Weidetierhaltung entwickelt werden. Wir begrüßen ausdrücklich die im Bundeskabinett beschlossene Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes, die neben der erklärten Unterstützung der für den Naturschutz unverzichtbaren Schäferei auch eine erleichterte Entnahme von Wölfen bei ernsten Schäden möglich macht. Darüber hinaus sollte die Forschung zur Verbesserung der Wolfsabwehr intensiviert und die Entschädigungsleistungen den tatsächlichen, mit der Wolfsabwehr erbrachten Leistungen angepasst werden.

Stellungnahme als pdf-Datei