Fachgruppe Ethologie und Tierhaltung - Wir über uns

Der Begriff "Ethologie"
Das Wort "Ethologie" leitet sich vom griechischen Wort "Ethos" her. Neben der üblichen Bedeutung (sittliche Einstellung oder Grundhaltung des Menschen) bedeutet es auch Gewohnheit und Gebrauch.

Die Ethologie ist die Lehre von der Lebensweise und dem Verhalten, im vorliegenden Fall dem der Tiere. (Dies soll deshalb in besonderer Weise betont werden, weil das Wort "Ethologie" immer wieder mit "Ethnologie" (Völkerkunde) und außerhalb der Medizin auch mit "Ätiologie" verwechselt wird).



Beginn in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts
Die Ethologie wurde Anfang der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts gegründet, unter wesentlicher Beteiligung des Nobelpreisträgers Konrad Lorenz. Sie beschäftigt sich hauptsächlich mit Wildtieren.
    
Erst seit den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts befasst man sich zunehmend auch mit dem Verhalten der domestizierten Tiere. Heute bezeichnet man die zoologisch orientierte Richtung im allgemeinen als Grundlagenethologie; die Disziplin, die sich mit domestizierten und gehaltenen Tieren befasst, ist die "Angewandte Ethologie".


Aufgaben

Die Aufgaben der Fachgruppenmitglieder sind vielfältig. Gegenstand ihrer Untersuchungen sind alle domestizierten Tierarten, also

  • landwirtschaftliche Nutztiere
  • Heimtiere
  • Labortiere

sowie alle gehaltenen Wildtiere. Hier sind drei Gruppen zu unterscheiden:

  • genutze Tiere wie Damwild, Bison und Strauße
  • in Zoologischen Gärten und Tierparks gehaltene Tiere
  • Zirkustiere


Verhaltensrepertoire

Zunächst interessiert das Verhaltensrepertoire einer Tierart. Darüber hinaus wird ermittelt, welche Rassen-, Alters- und Geschlechtsunterschiede bestehen. Neben den Verhaltensweisen interessiert die Lebensweise einer Tierart, also deren Nutzung der Umwelt und die Auseinandersetzung mit ihr.

Die Verhaltensweisen werden nicht isoliert gesehen. Es werden insbesondere die physiologischen und morphologischen Grundlagen des Verhaltens ermittelt und die Auswirkungen des Verhaltens auf die Umwelt    betrachtet.

Neben dem Normalverhalten befasst sich die Angewandte Ethologie auch mit Verhaltensstörungen. Sie ermittelt die Ursache solcher Störungen und versucht diese durch Änderung der Haltungsbedingungen zu beheben bzw. das Auftreten von Verhaltensstörungen zu verhindern.

 

Einbeziehung der Tierhaltung
Die Angewandte Ethologie bezieht auch insbesondere die Tierhaltung ein. Sie prüft, wie eine verhaltensgerechte Unterbringung geschaffen sein muss, wie eine angemessene Pflege des Tieres durchzuführen ist und wo die Grenzen der artgemäßen Bewältigungsfähigkeit liegen.

Damit ist die Angewandte Ethologie ganz wesentlich für den Schutz von Tieren und die Interpretation sowie die Umsetzung der Tierschutzgesetzgebung zuständig. Mitglieder der Fachgruppe sind in zahlreichen Tierschutzkommissionen auf Bundes- und Länderebene tätig.

    

Art der Beobachtung
Verhaltenskundliche Kenntnisse werden auf unterschiedliche Weise gewonnen. Am Anfang stand - z.T. geschieht dies heute noch - die direkte ganztägige Dauerbeobachtung. Teilweise genügt die abschnittsweise Beobachtung von Tiergruppen jeweils über Stunden.

Tierbeobachtungen geschehen heute mehrheitlich mittels Videotechnik, bei denen entweder eine Dauererfassung stattfindet oder bei der in Langzeituntersuchungen punktuell (z.B. alle 5 min.) Daten erhoben werden. Für spezielle Fragestellungen, insbesondere experimentelle Untersuchungen, stehen zahlreiche weitere methodische Möglichkeiten zur Verfügung.


Publikationen
Die Ergebnisse werden in deutsch- und fremdsprachlichen Fachzeitschriften der Tiermedizin, Agrarwissenschaft und Zoologie publiziert. Eine eigenständige Zeitschrift für die Angewandte Ethologie gibt es in den deutschsprachigen Ländern nicht. Weite Verbreitung findet die englischsprachige Zeitschrift "Applied Animal Behaviour Science".


Regelmäßige Tagungen

Die Fachgruppe "Angewandte Ethologie" führt seit 1969 jährlich eine mehrtägige Tagung durch, in der alle Aspekte der angewandten Verhaltenskunde angesprochen werden. Diese Tagung findet jeweils an 2 ½ Tagen im November in Freiburg i.Br. statt. Die Vorträge werden vom KTBL in der Reihe "Aktuelle Arbeiten zur artgemäßen Tierhaltung" veröffentlicht.

Alle zwei Jahre findet im Raum München die Tagung "Ethologie und Tierschutz" statt. Darüber hinaus veranstalten Arbeitsgruppen in unregelmäßigen Abständen Veranstaltungen mit wechselnder Thematik.


 



Ziel

Ziel der Fachgruppe ist es, dass die Angewandte Ethologie an allen Ausbildungsstätten, die sich mit domestizierten und gehaltenen Tieren auseinandersetzen, in gebührendem Maße berücksichtigt wird. Sie sollte an allen tiermedizinischen, landwirtschaftlichen sowie biologischen Hochschulen bzw. Fakultäten gelehrt werden. Bisher ist dies nicht in ausreichendem Maße gewährleistet.