05.04.2017

Tierschutz am Ende? – Tierschutzfachtagung zum Töten von Tieren

Vom 30. März bis zum 1. April fand im Hauptgebäude der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) die größte Tierschutzfachtagung im deutschsprachigen Raum statt. Über 450 Tierärztinnen und Tierärzte befassten sich in Vorträgen und Diskussionen mit dem Thema "Tierschutz am Ende? – Zum Töten von Tieren". Veranstalter war die Deutsche Veterinärmedizinische Gesellschaft (DVG) mit Sitz in Gießen in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Tierschutz der Tierärztlichen Fakultät der LMU München.

Der Schutz von Tieren hat in der Gesellschaft einen hohen Stellenwert und für viele Menschen stellen Hund und Katze Familienmitglieder dar, um die im Todesfall sehr getrauert wird. Auf der anderen Seite werden Tiere zur Lebensmittelerzeugung oder für andere Zwecke genutzt und zu einem definierten Zeitpunkt getötet. Bei Ausbruch einer Tierseuche kann es erforderlich werden, eine große Anzahl an Tieren, z. B. Hühner oder Schweine, in kurzer Zeit zu töten. Auch im schweren, nicht behebbaren Krankheitsfall können Nottötungen von landwirtschaftlichen Nutztieren nötig sein. In welchen Fällen, unter welchen Bedingungen und von wem Tiere getötet werden dürfen, schreibt das Tierschutzgesetz vor. Dabei müssen Wirbeltiere in der Regel zuvor betäubt werden und dürfen generell nur unter der Vermeidung von Schmerzen getötet werden.

Das Töten von Tieren gehört zu den Aufgaben eines Tierarztes; es kann die Erlösung von Leiden bedeuten, jedoch auch eine emotional belastende Situation darstellen. Dass sich offenbar viele Tierärzte mit diesen Themen auseinandersetzen und sich dazu austauschen wollen, zeigte die hohe Teilnehmerzahl der Tagung. Die Vorträge beschäftigten sich u. a. mit ethischen Fragen zum Töten von Tieren, mit wissenschaftlichen Untersuchungen zum Schlachten von Tieren sowie mit Vorschlägen, wie Schmerzen und Leiden weiter verringert werden können. Aber auch das Töten von Tieren im Zusammenhang mit Tierversuchen oder mit dem Einschläfern von Heim- und Begleittieren waren intensiv diskutierter Gegenstand der Tagung.

"Das Töten von Tieren stellt immer eine Grenzsituation dar", so Dr. Anna-Caroline Wöhr, LMU München, wissenschaftliche Leiterin der Tagung. "Tierärzte können aufgrund ihrer Ausbildung und ihrer Fachkenntnisse dazu beitragen, dass Schmerzen und Leiden beim Töten von Tieren vermieden oder so gering wie möglich gehalten werden. Die Dringlichkeit und Wichtigkeit dieses Anliegens wurde durch die vielen Teilnehmer und die lebhaften Diskussionen nach den Vorträgen deutlich." Professor Dr. Michael Erhard, Inhaber des Lehrstuhls für Tierschutz der LMU, versicherte, dass auch im kommenden Jahr wieder eine Tierschutzfachtagung in München stattfindet.

Im Rahmen der Tagung wurde der Felix Wankel Tierschutz-Forschungspreis 2017 verliehen. Ausgezeichnet wurde Prof. Dr. Volkhard Kempf, Frankfurt am Main, für seine Forschung zum Ersatz von Tierversuchen. Erstmalig wurden dieses Jahr auch zwei Preisträgerinnen mit dem Junior-Forschungspreis ausgezeichnet: Dr. Paulin Jirkof, Zürich, für ihre Arbeiten zur besseren Schmerzerkennung und Schmerzbehandlung von Tieren im Tierversuch und Dr. Saskia Stucki, Heidelberg, für ihre Dissertation über die Grundrechte von Tieren.

Die DVG ist die wissenschaftliche Gesellschaft der Veterinärmedizin und eine der größten tiermedizinischen Dachorganisationen in Deutschland. Ihr gehören über 5500 Mitglieder an, die in 39 Fachgruppen organisiert sind und sich mit allen Gebieten der Tiermedizin befassen. Die Tagung fand in Kooperation mit der Internationalen Gesellschaft für Nutztierhaltung (IGN e.V.), der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz (TVT e.V.) sowie der Akademie für tierärztliche Fortbildung statt (ATF).

Kontakt:
Dr. Anna-Caroline Wöhr
Prof. Dr. Dr. Michael Erhard
Lehrstuhl für Tierschutz
Veterinärwissenschaftliches Department
Tierärztliche Fakultät, LMU München
Tel.: 089/218078300
Fax: 089/218078333
woehr(at)lmu.de

Deutsche Veterinärmedizinische Gesellschaft
Friedrichstr. 17, 35392 Gießen
Tel.: 0641 24466
Fax: 0641 25375
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